Neues Merkblatt von Zukunft Altbau erschienen
Was Hauseigentümer beim Einbau einer Lüftungsanlage beachten sollten.
Kälte, Hitze, Feinstaub, Pollen, Mücken oder Lärm: Zahlreiche Gründe veranlassen Hauseigentümer dazu, ihre Fenster nur sporadisch zu öffnen statt regelmäßig gründlich zu lüften. Der gezielte Luftaustausch ist jedoch wichtig für Gesundheit und Wohnklima. Lüftungsanlagen garantieren dies auf komfortable Weise. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Was Hauseigentümer darüber wissen sollten, ist Thema eines neuen Merkblatts von Zukunft Altbau. Es stellt die drei Arten von Lüftungsanlagen vor und geht auf die jeweiligen Vor- und Nachteile von bedarfsgeführten Abluftanlagen, Pendellüftungen und zentralen Zu- und Abluftanlagen ein. Ein Informationskasten klärt außerdem über Kosten und Fördermöglichkeiten auf. Hauseigentümer sollten sich vor allem bei schlechtem Raumklima oder geplanten Sanierungsmaßnahmen mit dem Thema befassen: Bei der Sanierung von Außenbauteilen wie Fenstern, Wand oder Dach fordert der Gesetzgeber in der Regel die Erstellung eines Lüftungskonzepts.
Das Merkblatt richtet sich sowohl an Hauseigentümer als auch an Energieberater. Auf der Website von Zukunft Altbau ist es kostenfrei bestellbar oder steht zum Herunterladen bereit: www.zukunftaltbau.de/material.
Neutrale Informationen gibt es auch kostenfrei über das Beratungstelefon von Zukunft Altbau 08000 12 33 33 oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.
Mit dem Austausch verbrauchter Raumluft durch Frischluft gelangen ausgeatmetes Kohlendioxid und gesundheitsschädliche Ausdünstungen etwa von Möbeln, Teppichen oder Fußbodenbelägen nach außen. Das steigert das Wohlbefinden, mindert Müdigkeit und verringert die Gefahr von Gesundheitsbeschwerden, wie Kopfschmerzen. Regelmäßiges Lüften sorgt auch dafür, dass Feuchtigkeit vom Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen nicht in den Wohnräumen bleibt. „Bis zu zehn Liter Wasserdampf sammeln sich im Laufe eines Tages in einem Vier-Personen-Haushalt in der Luft an. Wird die Feuchtigkeit nicht durch gründliches Lüften abtransportiert, droht Schimmel an den Wänden oder Decken“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. In bewohnten Räumen kann ein Wert von mehr als 60 Prozent Luftfeuchte schon zu hoch sein.
Besonders neue Fenster erfordern gründliches Lüften. Moderne Energiesparfenster mit Zweifach- oder Dreifachverglasung verhindern, dass warme Raumluft durch Fugen und Ritzen unkontrolliert entweicht und kalte Luft hereinströmt. Die Feuchtigkeit und sonstige Luftschadstoffe im Inneren müssen jedoch in der Folge kontrolliert herausgelüftet werden. Lüften die Bewohner manuell, besteht die Gefahr, dass vor allem im Winter zu selten oder nicht richtig gelüftet wird. Zudem ist die konsequente Querlüftung über Fenster mehrmals am Tag für einige Minuten mit Wärmeverlusten verbunden.
Lüftungsanlagen bieten zahlreiche Vorteile
Ein ausreichender Luftaustausch gelingt am effektivsten mit modernen Lüftungsanlagen. „Sie lüften automatisch, die Nutzer müssen sich nicht mehr um das Lüften kümmern“, erklärt Jörg Knapp vom Fachverband Sanitär Heizung Klima Baden-Württemberg. „Systeme mit Wärmerückgewinnung sparen außerdem Heizenergie.“ Sind Kinder oder Haustiere im Haus, sind Lüftungsanlagen eine sichere Alternative zu offen stehenden Fenstern und Balkontüren. „Je nach gewähltem System verhindert das maschinelle Lüften zudem, dass Lärm, Feinstaub, Pollen und Insekten in die Räume gelangen“, so Knapp weiter. Darüber hinaus gewährleisten Lüftungsanlagen den hygienischen Luftaustausch auch, wenn Hauseigentümer wegen starker Hitze oder Kälte nur wenig lüften. Bei gemäßigten Außentemperaturen kann die Lüftung abgeschaltet und über die Fenster gelüftet werden.
Experten unterscheiden zwischen drei Arten von Lüftungsanlagen: der bedarfsgeführten Abluftanlage, der Pendellüftung und der zentralen Zu- und Abluftanlage.
Am kostengünstigsten in der Anschaffung und Installation sind bedarfsgeführte Abluftanlagen. Ventilatoren in Küche und Bad saugen die verbrauchte Luft aus der Wohnung. In den anderen Räumen strömt Frischluft durch eingebaute Lüftungsschlitze in den Fenstern oder den Außenwänden nach. Die Luft wird dabei nicht gefiltert oder vorgewärmt. Meist gehen reine Abluftanlagen automatisch in Betrieb, wenn eine gewisse CO2-Konzentration oder Luftfeuchtigkeit erreicht ist. Die Wartung beschränkt sich nach Bedarf auf die Säuberung der Gitter.
Pendellüfter und zentrale Wohnungslüftungen paaren Komfort mit Energieeffizienz
Pendellüftungen sind teurer als Abluftsysteme, bieten jedoch auch mehr Komfort. Sie lassen sich mit Pollen- und Feinstaubfiltern ausstatten und verhindern das Einströmen von zu kalter Außenluft. Bis zu 75 Prozent der Abluftwärme übertragen Pendellüftungen auf die Zuluft. Ihren Namen verdanken sie ihrer Funktionsweise, da sie abwechselnd Zu- und Abluft fördern. Pendellüftungen kann man in einem oder mehreren Räumen installieren. Besonders komfortabel ist ein Lüfter in jedem Raum der Wohnung. Die Anlage saugt auf einer Seite des Hauses zunächst Frischluft nach innen, die Lüfter auf der gegenüberliegenden Seite geben die verbrauchte Raumluft nach außen ab. Nach rund einer Minute wechselt die Anlage in die Gegenrichtung. Der Nachteil von Pendellüftungen: Die eingebauten Ventilatoren verursachen hörbare Geräusche und können Lärmeintrag von außen nicht optimal mindern; dies gilt übrigens auch für die Außenluftdurchlässe bei bedarfsgeführten Abluftanlagen.
Die effizientesten Lüftungsanlagen sind bedarfsgerecht geregelte zentrale Zu- und Abluftanlagen. Die Anlagen saugen Abluft aus Küche und Bad und leiten sie an ein Lüftungszentralgerät. Dort überträgt ein Wärmetauscher die Wärme der Abluft auf die hereinströmende Frischluft von außen. Dadurch gehen im Winter nur zehn Prozent der Raumwärme verloren. Fast geräuschlos gelangt die gefilterte und erwärmte Zuluft dann über ein separates Leitungsnetz in die Wohn- und Schlafräume. Im Sommer wird der Wärmetauscher nicht aktiviert. Zentrale Wohnungsbelüftungen bieten den höchsten Komfort, die höchste Energieeffizienz und reduzieren die Energiekosten. Ihr Einbau ist jedoch mit mehr Aufwand verbunden. Die Installationskosten sind entsprechend höher.
Kosten und Förderung
Der Einbau einer Lüftungsanlage bei bestehenden Einfamilienhäusern kostet zwischen 2.000 Euro für eine Abluftanlage und bis zu 15.000 Euro für eine zentrale Wohnungslüftung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert deren Einbau mit bis zu 7.500 Euro. Bedingung ist, dass die Gebäude vor dem 1. Februar 2002 errichtetet wurden.
Die Investition in Pendellüfter und zentrale Wohnungslüftungen lohnt sich besonders: Durch die integrierte Wärmerückgewinnung sparen die Bewohner Energiekosten. Die Handwerkerkosten für die halbjährliche Wartung der Anlagen können Hauseigentümer von der Steuer absetzen.
„Sind sich Hauseigentümer bei der Wahl der passenden Lüftungsanlage unsicher, sollten sie einen Energieberater oder Fachmann zu Rate ziehen. Sie helfen auch bei der Erstellung eines Lüftungskonzepts“, rät Frank Hettler. Lüftungskonzepte sind laut DIN-Norm 1946-6 immer dann verpflichtend, wenn mehr als ein Drittel der Fensterflächen erneuert oder bei Einfamilienhäusern mehr als ein Drittel der Dachfläche neu abgedichtet wird. Verfügen Hauseigentümer über raumluftabhängige Feuerstätten, wie Kachelöfen, ältere Gaskombigeräte oder Öleinzelöfen, muss der Schornsteinfeger oder ein Heizungsfachbetrieb nach einer solchen Sanierung außerdem prüfen, ob die Verbrennungsluftversorgung ausreichend gewährleistet ist.