Monitoringbericht der Bundesnetzagentur zeigt: Immer mehr Menschen wählen einen Stromanbieter, der nicht das örtliche Stadtwerk ist. Bei Gewerbekunden sind es 72 Prozent.

Der Anteil der Stromkunden, die nicht vom örtlichen Versorger beliefert werden, ist erstmals höher als derjenigen in der Grundversorgung. Das zeigt der Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt, der vor wenigen Tagen erschienen ist. „Die Deutschen sind privat nach wie zu einem vergleichsweise hohen Anteil in der teuren Grundversorgung – auch 20 Jahre nach der Öffnung des Strommarkts für den freien Wettbewerb“, sagt Johannes Gösling, Geschäftsführer der Präg Energie GmbH & Co. KG, kurz Präg Energie. Der 58-Jährige war selbst lange Jahre bei einem Grundversorger beschäftigt, bevor er vor fünf Jahren in das privatwirtschaftliche Unternehmen Präg Energie wechselte. 31 Prozent aller Haushaltskunden werden von einem anderen Anbieter als dem Grundversorger beliefert, zeigt der Monitoringbericht, der die Anbietervielfalt untersucht. Der Grundversorger ist dasjenige Unternehmen, das in einem Gebiet die meisten Kunden auf sich vereinen kann. Wer sich nicht aktiv für einen anderen Lieferanten entscheidet, wird automatisch von diesem mitversorgt – „meistens zu teureren Konditionen als bei einem aktiven Wechsel“, weiß Johannes Gösling. Ganz anders sieht das Wechselverhalten bei Kunden aus, die ihren Gewerbebetrieb versorgen wollen: 72 Prozent aller Strommengen an große Geschäftskunden werden heute von einem Unternehmen geliefert, das nicht der Grundversorger ist. „Das deckt sich auch mit unserer Wahrnehmung: Geschäftsleute nutzen die Chancen, die ihnen der liberalisierte Markt bietet, besser aus als Privatleute“, erklärt Johannes Gösling.
Bis zu 85 Euro sparen
Im vergangenen Jahr konnte ein durchschnittlicher Haushaltskunde bei einem Wechsel aus der Grundversorgung zu einem anderen Lieferanten etwa 85 Euro sparen. Dass die Mehrheit der Haushalte in Deutschland die Angebotsvielfalt der Energieanbieter nicht ausnutzt, stellt auch der Monitoringbericht fest: „Dabei ist das Wechseln des Strom- oder Gasanbieters ganz einfach. Der Gesetzgeber garantiert außerdem, dass die Versorgung lückenlos ist. Keiner bleibt im Dunkeln“, klärt der Energie-Experte auf. Auch den gesamten Wechselprozess übernehmen die meisten Unternehmen automatisch für ihre neuen Kunden, „das ist einfach, bequem und sicher“, sagt er. Wer darauf achtet, dass der neue Vertrag eine kurze Kündigungsfrist hat, sichert sich Preisvorteile und bleibt gleichzeitig flexibel. Bei Präg beträgt sie zum Beispiel bei einem Jahr Laufzeit einen Monat.
Vielfalt der Lieferanten nutzen
Durchschnittlich kann jeder Haushalt zwischen 126 verschiedenen Anbietern wählen. Weil der Staat den freien Wettbewerb auf dem Energiemarkt fördert, liefern zahlreiche Unternehmen Strom und Gas. In fast 90 Prozent der deutschen Netzgebiete können Kunden zwischen mehr als 50 Anbietern wählen. „Wir sind zwar einer von vielen, Preise vergleichen lohnt aber in jedem Fall, vor allem vor der jetzigen Marktsituation“, erläutert Johannes Gösling. Vor allem jetzt lohnt es sich, Anbieter zu vergleichen, denn viele Energielieferanten locken jetzt mit Wechsel-Boni und Rabatten: „Die Situation am Beschaffungsmarkt hat sich verschärft, Strom ist im Einkauf deutlich teurer als noch vor zwei Jahren“, weiß Johannes Gösling. So lassen sich bei Präg zum Beispiel 50 Euro bei Vertragsabschluss sparen. „Die Liberalisierung hat einen entscheidenden Vorteil für Kunden: Anbieter werben um ihre Gunst. Man muss das nur nutzen!“, sagt der Energie-Experte.