Energetische Sanierungsmaßnahmen vermeiden deutlich mehr Treibhausgase, als sie verursachen
Zukunft Altbau veröffentlicht neues Merkblatt
Ein energetisch unsanierter Altbau in Kombination mit einer fossilen Heizung gehört zu den großen Klimasünden, die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer begehen können. Doch sparen Dämmmaterialien, Wärmeschutzfenster und neue Heizungen mehr Energie und Treibhausgase ein, als zu ihrer Herstellung erforderlich ist? Die Antwort ist eindeutig und lautet: Ja. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Energie, die in diesen Baumaterialien steckt, kurz „graue“ Energie, durch den geringeren Energieverbrauch im sanierten Haus bereits nach wenigen Monaten bis maximal zwei Jahren wieder ausgeglichen ist. Ab diesem Moment wird effektiv Energie eingespart – und zwar meist für Jahrzehnte. Diese und weitere Informationen zur grauen Energie im Gebäudebereich beinhaltet ein neues Merkblatt von Zukunft Altbau. Es richtet sich sowohl an Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer als auch an Energieberaterinnen und Energieberater und ist online auf www.zukunftaltbau.de/material kostenfrei abrufbar.
Neutrale Informationen gibt es auch kostenfrei am Beratungstelefon von Zukunft Altbau unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.
Die „graue“ Energie in Gebäuden ist die Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Entsorgung der Baustoffe sowie für die Errichtung des Gebäudes anfällt. Daneben gibt es den laufenden Energieverbrauch der Bewohner für Heizung, Warmwasser und Haushaltsgeräte. „Bei unsanierten oder teilweise sanierten Wohngebäuden ist der Anteil des laufenden Energieverbrauchs deutlich größer als die graue Energie, die in den Baustoffen steckt“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Wird nun saniert, entsteht durch die verwendeten Materialien zwar Energieaufwand, also graue Energie. Die Abnahme beim Energieverbrauch im Betrieb ist aber immer erheblich größer – auch bei sehr hohen Dämmstoffstärken.“
Die Ökobilanz von Sanierungen ist gut, zeigen Studien
Die Dämmung spielt bei der Frage, wie viel Energie eingespart werden kann, eine Hauptrolle. Auch ihre Klimabilanz ist über die Lebensdauer betrachtet gut: Dämmstoffe für Fassade, Kellerdecke und Dach vermeiden ein Mehrfaches an Energie und Treibhausgasemissionen, als ihre Herstellung erfordert, haben verschiedene Untersuchungen in den vergangenen Jahren gezeigt.
Dies gilt auch für konventionelle Dämmstoffe, so eine im vergangenen Jahr erschienene Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). „Im Schnitt vergeht nur gut ein Jahr, bis sich die konventionelle Dämmung eines sanierten Altbaus energetisch amortisiert hat. Das haben wir anhand eines auf KfW-Effizienzhaus-Standard 55 sanierten Beispielhauses ermittelt“, sagt Florian Knappe vom ifeu. Danach ist die Dämmung meist noch 40 Jahre oder mehr intakt und spart weiter Heizenergie ein.
Das „Merkblatt: Graue Energie“ zeigt, dass sich deutlich ambitioniertere Dämmstandards, als der Gesetzgeber fordert, auch für das Klima lohnen: Richtig ist, dass die ersten zehn Zentimeter Dämmung am meisten Heizenergie einsparen. Aber auch bei dickeren Dämmstärken über 30 Zentimeter ist der Einspareffekt des zusätzlichen Materials größer als die im Dämmstoff steckende graue Energie.
Was ist besser: Sanieren oder abreißen und neu bauen?
Bei der Abwägung, ob ein altes Haus saniert und weiter genutzt oder abgerissen und neu gebaut werden sollte, ist es hingegen wichtig, auf die graue Energie zu achten, die im Rohbau des Hauses steckt. Mit Blick auf die Energiebilanz ist oftmals die Sanierung die bessere Lösung. Zur Erstellung eines bezugsfähigen Neubaus wird deutlich mehr graue Energie benötigt wie bei einer Sanierung – vor allem bei Massivbauweise mit Keller. Insgesamt ist die Energiebilanz gut sanierter Gebäude im Vergleich zu Neubauten daher meist besser– vor allem, wenn die Neubauten keinen deutlich über das gesetzliche Niveau hinausgehenden Energiestandard aufweisen und mit viel Zement und Stahl errichtet werden.
Grundsätzlich gilt: Je energieintensiver ein Baustoff bei seiner Herstellung erhitzt, gebrannt oder aufbereitet werden muss, desto höher ist die darin enthaltene graue Energie. Die Verwendung von nachwachsenden Baumaterialien wie Holz, eine Dämmung etwa aus Zellulose oder Recyclingstoffen, reduziert den Anteil grauer Energie – ein nicht-unterkellerter Passivhaus-Neubau aus Holz wird deshalb am Ende klimafreundlicher sein als ein energetisch nur mäßig saniertes Haus. Auch die Transportwege vor allem von schweren Baustoffen können die Ökobilanz des Gebäudes negativ beeinflussen.
Fazit: „Betrachtet man sowohl graue Energie als auch Betriebsenergie, schneidet die Sanierung oftmals besser ab als der Neubau“, so Frank Hettler von Zukunft Altbau. Die energetisch schlechteste Option ist hingegen nichts zu tun und alte Wohngebäude mit ihrer verheerenden Betriebsenergiebilanz noch weitere Jahre unsaniert zu nutzen.
Aktuelle Informationen zur energetischen Sanierung von Wohnhäusern gibt es auch auf www.zukunftaltbau.de oder www.facebook.com/ZukunftAltbau.