European Energy Award am 17. Mai in Karlsruhe verliehen – elf Mal davon in Gold
Umweltministerin Thekla Walker hat am 17. Mai 2023 auf dem kommunalen Klimakongress Baden-Württemberg 41 Kommunen aus dem Südwesten mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Das europäische Zertifizierungsverfahren würdigt Städte, Gemeinden und Landkreise, die ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten systematisch vorantreiben und Vorreiter beim Klimaschutz sind. Die beiden Landkreise Karlsruhe und Rottweil können sich in diesem Jahr über den European Energy Award Gold freuen. Neun Städte haben die Gold-Auszeichnung erhalten. Auf die Preisverleihung weist die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hin. Die Landesenergieagentur koordiniert die eea-Aktivitäten im Auftrag des Umweltministeriums. Insgesamt nehmen im Südwesten nun 181 Städte, Gemeinden und Landkreise am eea teil. Die Teilnehmerzahl steigt stetig und hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Allein seit Anfang 2022 sind 16 Kommunen in den Klimaschutzprozess eingestiegen. Die Preisverleihung fand in Karlsruhe statt.
Mehr Informationen zu den ausgezeichneten Kommunen und dem European Energy Award gibt es unter www.kea-bw.de/eea-preistraeger-2023. Bilder der Veranstaltung sind unter diesem Link ab 17 Uhr verfügbar.
„Ohne die Kommunen geht es nicht: Sie sind zentrale Mitstreiter auf dem Weg bis 2040 klimaneutral zu wirtschaften, zu heiz
en, Energie zu erzeugen und mobil zu sein. Viele Städte, Gemeinden und Landkreise haben bereits ambitionierte Klimaschutzkonzepte und -Ideen. Die wollen wir bekannt machen und zur Nachahmung anregen“, sagte Ministerin Thekla Walker.
„Der European Energy Award zeigt, was Kommunen in Sachen Klimaschutz und Energiewende alles leisten können“, betonte die Präsidentin des internationalen Vereins eea Gudrun Heute-Bluhm. „Die vorbildliche Arbeit der Städte, Gemeinden und Landkreise ist das lokale Fundament, auf dem die europäische Klimapolitik aufbaut. Klimaneutralität in Europa kann nur mit der kommunalen Ebene erreicht werden“, so die eea-Präsidentin weiter.
So viele Städte, Gemeinden und Landkreise wie noch nie ausgezeichnet
Noch nie haben so viele Kommunen eine eea-Auszeichnung erhalten: 21 Städte, 13 Gemeinden und sieben Landkreise wurden prämiert. Die beiden Landkreise Karlsruhe und Rottweil bekommen die höchste Auszeichnung, den European Energy Award Gold. Karlsruhe hat mit rund 84 Prozent der möglichen Punkte das bisher beste Ergebnis eines Landkreises in Baden-Württemberg erzielt.
Neun Städte – Bad Waldsee, Biberach an der Riß, Isny im Allgäu, Konstanz, Leutkirch im Allgäu, Ludwigsburg, Singen (Hohentwiel), Tübingen und Waiblingen – können sich ebenfalls mit „Gold“ schmücken. Tübingen liegt mit 86 Prozent der möglichen Punkte auf Platz zwei im Südwesten. Besser ist nur Ravensburg mit rund 87 Prozent. Die Stadt im südlichen Oberschwaben erhielt 2021 die Gold-Auszeichnung.
eea: Regelmäßige Überprüfung der Klimaschutzaktivitäten
Jedes Jahr werden die Kommunen ausgezeichnet, die eine bestimmte Anzahl an Klimaschutzpunkten erreicht haben. Die höchste Auszeichnung Gold erhält, wer mindestens 75 Prozent der maximal möglichen Punkte erreicht. Wer 50 Prozent erreicht, bekommt den European Energy Award. Die Zertifizierung mit dem Award gilt für maximal vier Jahre. Anschließend müssen die Kommunen unter Beweis stellen, dass sie weitere Maßnahmen in der Energie- und Klimapolitik ergriffen haben, um erneut zertifiziert zu werden.
Den European Energy Award mit mindestens 50 Prozent der möglichen Punkte erreicht haben zwölf Städte: Altensteig, Aulendorf, Bad Säckingen, Bad Saulgau, Karlsruhe, Lahr, Oberndorf am Neckar, Riedlingen, Rottenburg am Neckar, Schopfheim, Tettnang und Villingen-Schwenningen. Alle prämierten Gemeinden, 13 an der Zahl, erhielten ebenfalls diese Auszeichnung. Damit schmücken können sich Berkheim, Deggenhausertal, Ebersbach-Musbach, Ebhausen, Ingoldingen, Karlsdorf-Neuthard, Kißlegg, Königsfeld im Schwarzwald, Meckenbeuren, Pfalzgrafenweiler, Waldbronn, Walzbachtal und Wannweil. Der Alb-Donau-Kreis sowie die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Calw, Konstanz und Ludwigsburg erhielten ebenfalls den European Energy Award.
Städte und Gemeinden im Südwesten können seit 2006 an der Zertifizierung teilnehmen, Landkreise seit 2010. Besonders bei den Landkreisen ist das Programm beliebt: 28 von 35 Landkreisen nutzen aktuell den eea. Bei den Städten und Gemeinden sind es 153. Damit hat Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten eea-Kommunen in Deutschland. Die Hälfte der Städte, Gemeinden und Landkreise, die deutschlandweit am European Energy Award teilnehmen, stammen aus dem Ländle. Rund 15 Prozent der Kommunen im Südwesten beteiligen sich, Tendenz steigend. Europaweit sind es über 1.800 Kommunen aus 15 Ländern – rund zehn Prozent der teilnehmenden Kommunen kommen aus Baden-Württemberg.
Das europäische Label eea bewertet Klimaschutzaktivitäten
Der eea unterstützt die kommunalen Verwaltungen bei der Arbeit. Das Klimaschutzlabel erfasst, bewertet und überprüft regelmäßig die Maßnahmen und Aktivitäten auf lokaler Ebene. Ein solches Vorgehen zahlt sich aus, da dadurch alle Potenziale systematisch ausgeschöpft werden können. „Kommunen strukturieren und intensivieren mit dem eea ihre Klimaschutzaktivitäten“, erklärt Volker Kienzlen. „Akkreditierte eea-Berater, im Land oft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Energieagenturen, unterstützen sie dabei. Diese greifen den Kommunen unter die Arme, analysieren die bisherigen Maßnahmen und zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf.“
Die Teilnahme von Städten, Gemeinden und Landkreisen am eea wird durch das Programm Klimaschutz-Plus des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg finanziell gefördert. Anfragen und Anträge nimmt die Landesenergieagentur KEA-BW entgegen.
Kommunaler Klimaschutz zahlt sich aus – nicht nur für die Umwelt. Städte, Gemeinden und Landkreise, die ihre Liegenschaften dämmen und die Anlagentechnik ihrer Liegenschaften erneuern, erhalten eine neue Energieinfrastruktur, sparen Energiekosten und sind künftig unabhängiger von Energieimporten. Zudem halten sie Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region.
Landkreis Karlsruhe erhält Gold
Beispiel Landkreis Karlsruhe: Er ist mit seinen rund 450.000 Menschen ein Vorreiter im Klimaschutz. Besonders hervorzuheben sind das flächendeckend ausgebaute ÖPNV-Netz. Bei der Wärmeversorgung der Kreisliegenschaften konnte der Anteil erneuerbarer Energien auf über 60 Prozent gesteigert werden. Dazu beigetragen haben die Nahwärmeprojekte des beruflichen Bildungszentrums Ettlingen, des gewerblichen Bildungszentrums Bruchsal, der Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal und der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee. Das aktualisierte Klimaschutzkonzept “zeozweifrei 2035” und die regionale Wärmeausbaustrategie zeigen konkret, wie der Landkreis Karlsruhe die Klimaneutralität bis 2035 erreichen kann.
Das eea-Ergebnis kann sich sehen lassen. Bereits 2014 wurde der Landkreis Karlsruhe mit dem European Energy Award Gold zertifiziert. Seitdem hat er im Klimaschutz weitere Fortschritte erzielt und sein Ergebnis auf mittlerweile rund 84 Prozent gesteigert. Damit ist der Landkreis Karlsruhe auf Platz eins im landesweiten Ranking der Landkreise. „Der European Energy Award ist seit 2014 ein wichtiger Teil des Qualitätsmanagements für unser Klimaschutzkonzept und dessen systematische Umsetzung. Die Auszeichnung belegt, dass wir kontinuierlich an der klima- und energiepolitischen Zukunft der Region arbeiten“, sagt Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat des Landkreises Karlsruhe.
Stadt Tübingen mit eea in Gold ausgezeichnet
Tübingen ist mit seinen rund 92.000 Einwohnenden ebenfalls besonders aktiv im Klimaschutz. Die Stadt am Neckar hat in den drei zentralen Bereichen ihres Klimaschutzprogramms – Wärme, Strom und Mobilität – wirkungsvolle Maßnahmen auf den Weg gebracht. So wird das Radfahren durch ein „Superradwegnetz“ mit Fahrradstraßen und -brücken attraktiver. Die Stadtwerke Tübingen erzeugen inzwischen knapp 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Der Solarpark „Lustnauer Ohren“ ist seit April 2022 das Vorreiterprojekt für weitere geplante Freiflächen-Photovoltaikanlagen – eine davon wird teilweise als Agri-Photovoltaik-Experimentierfläche dienen und rund 8,4 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen.
Hinzu kommt: Tübingen hat 2020 sein ambitioniertes Klimaschutzprogramm verabschiedet. Bis 2030 soll die Universitätsstadt klimaneutral sein. Über die Kampagne „Tübingen macht blau“ werden die Stadtgesellschaft sowie lokale Betriebe mit vielen Aktivitäten, Förderprogrammen und kostenlosen Beratungs- und Informationsangeboten zum Mitmachen motiviert.
Das eea-Ergebnis: Im Jahr 2015 erhielt Tübingen den European Energy Award, 2019 folgte die Gold-Auszeichnung. Im Oktober 2022 erhielt sie zum zweiten Mal den European Energy Award Gold mit 86 Prozent der möglichen Punkte. „Die Universitätsstadt Tübingen betreibt erfolgreichen Klimaschutz, weil die Stadtverwaltung, ihre Tochterunternehmen und die Stadtbevölkerung gemeinsam an einem Strang ziehen und Mut zu innovativen Ansätzen zeigen. Die Klimaschutzoffensive ‚Tübingen macht blau‘ hat einen hohen, auch überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht“, sagt Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen.
Gemeinde Kißlegg mit dem eea prämiert
Die Gemeinde Kißlegg ist mit rund 9.200 Einwohnenden, fast 100 Quadratkilometern und über 200 Ansiedlungen die größte Landgemeinde des Landkreises Ravensburg. Im Fokus der Klimaschutzaktivitäten stehen der Um- und Ausbau eines klimaverträglicheren Nahverkehrs, die Renaturierung von Mooren und Gewässern, die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude, der Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung und der Erhalt der Biodiversität. Ein Bürgerenergieteam begleitet die Gemeinde bei der Gemeinschaftsaufgabe auch mit dem Ziel, möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner sowie Unternehmen aktiv daran zu beteiligen.
Diese Aktivitäten und das klimapolitische Leitbild führten zu einer erneuten eea-Zertifizierung. Erreicht wurden 73 Prozent der möglichen Punkte. „Der Klimawandel ist spürbar. Der European Energy Award ist ein für unsere Gemeinde geeignetes Instrument, die mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen anzugehen“, sagt Dieter Krattenmacher, Bürgermeister von Kißlegg.