Große regionale Unterschiede bei Nutzung der Ökostromtechnologie
Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg informiert über den Stand im Land.
In den zwölf Monaten von Juli 2018 bis Ende Juni 2019 haben Hauseigentümer, Unternehmen und Kommunen im Südwesten Solarstromanlagen mit einer installierten Leistung von rund 330 Megawatt errichtet. Das Land verfügt nun im Ganzen über rund sechs Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung. Bei dem gewichtigen Segment Dachanlagen liegt die Region Donau-Iller an der Spitze unter den zwölf Südwestregionen: Damit wird die Region Meister der neuen Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg. Pro Einwohner wurden in der Region um Ulm 61 Watt pro Einwohner neu hinzugebaut. Auf Platz zwei folgt die Region Bodensee-Oberschwaben mit gut 58 Watt. Heilbronn-Franken kommt auf den dritten Rang mit knapp 47 Watt. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg und das Solar Cluster Baden-Württemberg haben die frei verfügbaren Fakten auf www.photovoltaik-bw.de zusammengestellt. Besonders auffällig in der Rangliste ist der ungleichmäßige Zubau im Bundesland.
Die Photovoltaik-Liga ist eine Rangliste der beim Solarstromausbau erfolgreichsten Regionen, Landkreise und Kommunen im Südwesten. Erstellt wird die quartalsweise aktualisierte Liste, indem die gesamt installierte Photovoltaik-Leistung und die im letzten Jahr neu zugebaute Leistung auf Dächern in Watt pro Einwohner und auf Freiflächen in Watt pro Hektar umgerechnet wird. Das macht Regionen mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte und Größe miteinander vergleichbar. Die Daten basieren auf dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), Stand Spätsommer 2019. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg fördert das Photovoltaik-Netzwerk im Rahmen der Solaroffensive.
Das vor einem Jahr in Reaktion auf den stockenden Ausbau der Solarenergie gegründete Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg und die zwölf regionalen Netzwerke – sehen noch viel Informationsbedarf. „Wenn wir den Strommix grün machen und die fossilen Brennstoffe aus den Sektoren Verkehr und Gebäude ersetzen möchten, ist noch ein Vielfaches an Zubau nötig“, sagt Martina Riel vom Photovoltaik-Netzwerk. „Wir müssen hier deutlich zulegen“, so Riel. Zu diesem Zweck klären die Fachleute in den Regionen über die Vorteile der Energietechnologie auf.
Ost-West-Gefälle bei Dachanlagen
Die Verteilung der neu errichteten Dachanlagen im Südwesten ist extrem ungleichmäßig: Während im Osten des Landes gute Zubauraten vorherrschen, sieht es im restlichen Land hin eher mau aus. Die Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar, Mittlerer Oberrhein, Südlicher Oberrhein und Hochrhein-Bodensee kommen nur auf einen Zubau zwischen 15 und 26 Watt pro Einwohner – das ist rund zwei- bis viermal weniger als in den Spitzenregionen. Ein ähnliches Bild bietet sich auch beim seit dem Jahr 2000 errichteten Anlagenbestand auf den Dächern. Hier liegt Donau-Iller mit 1.058 Watt pro Einwohner auf Platz eins. Die Region Stuttgart ist das Schlusslicht mit 232 Watt.
Ein, aber nicht der einzige Grund für den großen Vorsprung im Ostteil des Landes ist die geringere Bevölkerungsdichte als in den Metropolregionen. Auf Dächern von Einfamilienhäusern und Bauernhöfen ist mehr Platz für Photovoltaik pro Einwohner als auf Mehrfamilienhäusern. Außerdem ist die Entscheidung über den Bau einer Solaranlage in diesen Fällen einfacher. Gehört eine Immobilie mehreren Parteien, ist das wegen der nötigen Zustimmung aller Beteiligten schon schwieriger. Das große Potenzial auf Mehrfamilienhäusern, vor allem aber von Gewerbegebäuden und Industriebauten ist noch längst nicht ausgeschöpft. Auch für Gewerbegebäude ist der Strom vom eigenen Dach heute oft günstiger als der vom Versorger
Auch Solarparks sind im Westen weniger vorhanden
Richtet sich der Fokus auf das zweite Segment Freiflächenanlagen, ändert sich nur wenig, was die Verteilung angeht: Bezugsgröße ist hier die Fläche der Region. Bei neu errichteten Solarparks gehen Platz eins und zwei an die Regionen Donau-Iller und Heilbronn-Franken mit knapp 55 beziehungsweise knapp 16 Watt pro Hektar. Der Südliche Oberrhein kommt auf Rang 3 mit knapp sieben Watt. Platz vier und fünf besetzen Bodensee-Oberschwaben und Ostwürttemberg; knapp fünf und vier Watt pro Hektar.
Betrachtet man bestehende und neue Freiflächenanlagen gemeinsam, stehen an der Spitze wieder alte Bekannte: Ostwürttemberg, Donau-Iller, und Heilbronn-Franken. Sie kommen auf 210 bis über 240 Watt pro Hektar. Auf dem dritt- beziehungsweise zweitletzten Platz folgen der Nordschwarzwald, sowie die Neckar-Alb-Region. Den letzten Rang belegt die Region Stuttgart – hier liegt der Wert bei 23 Watt pro Hektar; nur ein Zehntel dessen, was die Spitzengruppe erreicht. Gründe für das Ost-West-Gefälle sind die geringere Bevölkerungsdichte, aber auch zahlreiche Anlagen in der bayrischen Grenzregion, die zur positiven Wahrnehmung bzw. Erfahrung von Solarparks und guter Akzeptanz führen.
Das Fazit für das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg: „Beim Photovoltaik-Ausbau im Land haben wir noch viel zu tun. Auch in den Regionen auf den hinteren Plätzen gibt es ausreichend viel Potenzial, ob für Dachanlagen oder Solarparks“, so Martina Riel.
Alle Zahlen zu Photovoltaik- in den Regionen, Landkreisen und Kommunen in Baden-Württemberg, auch der Zubau und die gesamt installierte Photovoltaik-Leistung ohne Umrechnung auf die Einwohnerzahl, sind auf der Seite der Photovoltaiknetzwerke dokumentiert: www.photovoltaik-bw.de.