Solar-Cluster-Vorschläge für eine noch geringere Umlage bei gleichzeitigem Ökostromausbau
Trotz zunehmender Ökostromeinspeisung wird die Umlage für Strom aus erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) im nächsten Jahr leicht sinken. Sie beträgt dann 6,41 Cent pro Kilowattstunde – das sind knapp 0,4 Cent weniger als noch 2018. Das haben am 15. Oktober 2018 die Übertragungsnetzbetreiber bekannt gegeben. Gründe sind das gut gefüllte Ausgleichskonto und der höhere Börsenstrompreis, der geringere Förderkosten zur Folge hat. Wie die Förderkosten bei einem weiteren Ausbau erneuerbaren Stroms noch stärker sinken können, zeigen Vorschläge des Solar Clusters Baden-Württemberg. Die Empfehlungen tragen sowohl den jüngsten Forderungen des Weltklimarates als auch den Interessen der Steuerzahler Rechnung, so Solar-Cluster-Geschäftsführer Franz Pöter. Kernelemente sind eine aufkommensneutral gestaltete Belastung fossiler Energieträger und eine Streichung der Industrieprivilegien bei der EEG-Umlage.
Die EEG-Umlage (siehe Kasten) finanziert die Förderung für die Betreiber von Photovoltaik-, Windkraft-, Wasserkraft- und Biogasanlagen. Alle Stromkunden müssen sie bezahlen, für manche Industriebranchen und Gewerbe gibt es jedoch Rabatte. Neben dem gut gefüllten EEG-Ausgleichskonto mit 3,65 Milliarden Euro (Stand Ende September 2018) ist vor allem ein Faktor ausschlaggebend für das unveränderte Niveau: Der gestiegene Börsenstrompreis sorgt dafür, dass Betreiber von Ökostromanlagen im Stromgroßhandel mehr Geld verdienen. Der nötige Förderbetrag für die garantierte Einspeisevergütung wird dadurch geringer. Dies erlaubt eine größere Anzahl von Anlagen, ohne die Umlage erhöhen zu müssen.
Ausnahmen streichen
Wie der Strommix in Deutschland mit noch geringeren Kosten künftig grüner werden kann, hat der Solar Cluster in den vergangenen Jahren mehrfach vorgerechnet. Vor dem Hintergrund des jüngsten Weltklimarat-Berichts und des sich abzeichnenden Klimawandels auch hierzulande sei mehr Ökostrom im Netz nötiger denn je, so Pöter. Eine Möglichkeit zur Senkung der EEG-Umlage ist die Streichung der Industrieprivilegien. Die Kosten würden dann auf mehrere Schultern verteilt. Davon würden Verbraucher und gleichzeitig auch die Unternehmen profitieren: „In der Folge sänke die Umlage und damit auch der Strompreis um rund eineinhalb Cent pro Kilowattstunde“, schätzt Franz Pöter vom Solar Cluster. Energieintensive Unternehmen, die nun die Umlage zahlen müssen, bekämen die Möglichkeit, Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt zu erhalten.
Dass ein forcierter Solarstromausbau dies wieder ändern könnte, steht nicht zu befürchten. Die Photovoltaik ist inzwischen so günstig, dass ein Ausbau praktisch keinen Einfluss auf die Höhe der EEG-Umlage hat. Jedes zusätzlich installierte Gigawatt erhöht die Umlage nur noch um weniger als 0,02 Cent pro Kilowattstunde, haben Berechnungen ergeben. Das ist knapp ein fünfzigstel Cent.
Fossile angemessen besteuern
Ein anderer wichtiger Faktor für mehr Klimaschutz und zur Verminderung der Ökostromausbaukosten ist eine nationale CO2-Abgabe auf fossile Energieträger. Sie würde die Nutzung von Kohle, Erdöl und Gas verteuern und einen marktgerechten Preis erzielen, der die Umweltschäden fossiler Energien abbildet. Eine solche Steuer sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem Energiemarkt. Die Folge wäre eine höhere Wettbewerbsfähigkeit von Solar- und Windenergieanlagen. In dem Zuge könnte auch die EEG-Umlage sinken. Je nach Höhe des CO2-Preises könnte die EEG-Einspeisevergütung perspektivisch sogar ganz durch den Markt ersetzt werden. Für den Ausbau erneuerbarer Energien wären dann nur noch Regeln für die Optimierung des Gesamtsystems wie der Ökostrom-Einspeisevorrang nötig.
Ein angemessener Preis für Kohlenstoffdioxid würde die Energiewende beschleunigen und Anreize für Investitionen in fossile Energieträger vermeiden. Experten zufolge sollte sich der Preis auf mindestens 40 Euro pro Tonne CO2 verdoppeln und dann schrittweise angehoben werden. Klar ist aber auch: Strom aus fossilen Energieträgern wäre dann teurer. Damit die Stromkunden nicht mit einem höheren Strompreis belastet werden, könnte im Gegenzug die Stromsteuer sinken oder ganz wegfallen. Zusammengefasst: Die Vorschläge des Solar Clusters zielen darauf ab, erneuerbaren Strom billiger und fossile Energieerzeugung teurer zu machen. Sie setzen einen Anreiz für Bürger und Unternehmen, auf preiswerteren Ökostrom umzusteigen oder, noch günstiger, gleich eine Solaranlage auf dem Dach zu errichten. Das ist nötiger denn je: Wie der jüngste Bericht des Weltklimarates zeigt, haben die Staaten der Erde nur noch zehn Jahre Zeit, umzusteuern.
Aktuelle Informationen zur Solarenergie gibt es auch auf https://twitter.com/SolarClusterBW.
EEG-Umlage kurz erklärt
Die Kosten für den Ausbau von Ökostromanlagen auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werden auf die Stromkunden umgelegt: Für jede Kilowattstunde (kWh), die sie aus dem Stromnetz beziehen, zahlen sie einen Aufpreis von derzeit noch 6,79 Cent (2018). Festgelegt wird die genaue Höhe der EEG-Umlage für das Folgejahr jeweils am 15. Oktober. Energieintensive Betriebe sind von der Zahlung befreit.