Stadtwerke Bernau weihen neues Blockheizkraftwerk ein – mit Fernwärme-Strategie reagieren sie auf Bevölkerungswachstum und Klimawandel – weitere Projekte folgen
Mit einem kräftigen Druck auf den roten Knopf haben Bärbel Köhler und André Stahl ein Kraftpaket geweckt: Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Bernau und der Bürgermeister der Hussitenstadt nahmen am Donnerstag (8. November) in der Sonnenallee ein neues Blockheizkraftwerk, kurz BHKW, in Betrieb. In den BHKW-Modulen wird dank hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. Auf diese Weise können in Bernau rechnerisch zusätzlich 3.000 Haushalte mit Strom und 150 Haushalte mit Wärme versorgt werden. „Hier in Bernau-Süd erweitern wir unsere Erzeugungskapazitäten, damit die wachsende Stadt stets zuverlässig mit Wärme versorgt ist“, erläutert Bärbel Köhler zur Einweihung und fügt an: „Weil wir auch Strom erzeugen, ist die Anlage besonders effizient.“ Der Wirkungsgrad beträgt immerhin 90 Prozent, ein konventioneller Automotor schafft es lediglich auf etwa 20 Prozent.
Vier Megawatt mehr
Das neue Heizhaus in Bernau-Süd ist Teil einer umfassenden Strategie, die das Unternehmen verfolgt. Bärbel Köhler skizziert: „Bernau wächst, und damit auch die Ansprüche an die Energieversorgung und die Netze. Die Fernwärme-Strategie ermöglicht uns, flexibel mitzuwachsen und Fernwärme für Bauherren attraktiver zu machen.“ Über das gesamte Stadtgebiet verteilt werden Anlagen mit weiteren Modulen verstärkt, dazu gehört auch das neue BHKW in der Sonnenallee. „Das erhöht die Versorgungssicherheit. Kommt es zu einem Ausfall, helfen die anderen BHKW aus. Unterm Strich werden die Stadtwerke Bernau zudem vier Megawatt Strom zusätzlich erzeugen. „Im Endausbau werden wir 12.000 Haushalte zusätzlich mit unserem selbst erzeugten Strom versorgen“, beschreibt Bärbel Köhler die Größenordnung. Weil das kommunale Unternehmen auf hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung setzt, werden zudem Treibhausgase eingespart: „Im Vergleich zu einer konventionellen Erzeugung werden wir rund 30 Prozent Kohlendioxid-Emissionen einsparen“, informiert die Stadtwerke-Chefin. Neben dem neuen BHKW in Bernau-Süd haben die Stadtwerke ihr BHKW im Schönfelder Weg bereits mit einem zusätzlichen Modul ausgestattet. 2019 folgen zwei weitere im Stadtgebiet. Auch der Wiederaufbau des BHKW in der Angarastraße komme gut voran, „ausgestattet wird es mit effizientester Technik“, kündigt Bärbel Köhler an.
Pferdestärken wie fünf Porsche
Der Standort des neuen BHKW in Bernau-Süd ist mit Bedacht gewählt: In der Vergangenheit war dort eine Wärmeübergabestation der Wohnungsbaugesellschaft Bernau (Wobau) untergebracht. Die umliegenden Gebiete weisen außerdem hohes Potenzial für Bebauung und Nachverdichtung auf. Das BHKW in der Sonnenallee mit einem Megawatt elektrischer Leistung erzeugt außerdem Wärme mit mehr als 1,1 Megawatt. Es verfügt über 3.232 PS – das entspricht fast fünf Porsche 911er GT RS. Ergänzt wird das BHKW-Modul durch zwei Wärmespeicher, die jeweils 60.000 Liter fassen. Die Stadtwerke-Chefin führt aus: „Besonders effizient sind BHKW, wenn sie möglichst gleichmäßig laufen. Weil wir Wärme zwischenspeichern können, läuft das Modul länger und damit sparsamer.“
Fernwärme in Bernau: Attraktiv für Bauherren
Bei den Stadtwerken Bernau hat die Wärmeversorgung seit jeher einen hohen Stellenwert. Seit den 1990er-Jahren – als Bernau noch als „Stadt der Heizhäuser“ bekannt war – haben die Stadtwerke sukzessive eine zentrale Wärmeversorgung aufgebaut. „Wir machen unsere Fernwärme jetzt fit für die Zukunft!“, betont Bärbel Köhler mit Blick auf die Strategie 2025 des Unternehmens. Einerseits werde das Fernwärmenetz verdichtet und – wo wirtschaftlich sinnvoll – weiter ausgebaut. Andererseits erhöht das Unternehmen schrittweise die Effizienz: „Durch die Erhöhung des KWK-Anteils werden wir den Primärenergiefaktor halbieren“, kündigt sie an. Der Primärenergiefaktor gibt jeweils Auskunft darüber, wie umweltschonend die eingesetzte Energie für die Wärmeversorgung genutzt wird. Je niedriger der Wert, desto besser. „Mit unserer Fernwärme können Investoren und Bauherren in Zukunft bequem die immer strengeren gesetzlichen Vorgaben erfüllen“, betont sie.