Kalorien aus überständigen Getränken bereiten Probleme – EWL nimmt kostenfrei in der Kläranlage an
LANDAU. Abwasser mag weder zuckerhaltige Getränke noch Bier. Darüber kann man schmunzeln, aber das Thema hat gleich einen doppelt ernsten Hintergrund: In vielen Gaststätten und auch bei Herstellern überschreiten die Getränkevorräte wegen des Lockdowns das Mindesthaltbarkeitsdatum. Doch die Entsorgung dieser Überstände darf nicht über den Abwasserkanal erfolgen. „Die in den Getränken enthaltene Energie in Form von Alkohol und Zucker verursacht erhebliche Probleme“, informiert Dr. Markus Schäfer, Leiter der Abwasserabteilung beim Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL). Der kommunale Betrieb bietet für Betroffene in seinem Verantwortungsbetrieb eine kostenfreie Direktannahme von Fassware in der Mörlheimer Kläranlage an.
Das ist der Hintergrund
Durch den Lockdown laufen aktuell Getränke ab, die in Fässern bei Herstellern und in der Gastronomie lagern. Das betrifft sowohl Bier als auch Konzentrate für Softdrinks, die erst in den Zapfanlagen von Gaststätten gebrauchsfähig gemischt werden. Werden solche Getränke oder Konzentrate unkontrolliert in den Abwasserkanal entsorgt, hat das gleich an mehreren Stellen unangenehme Folgen:
1. Durch Lieferung schnell verfügbarer Energie in Form von Zucker oder Alkohol kommen bereits im Kanal verstärkt mikrobielle Prozesse in Gang, die Schwefelwasserstoff und Methan freisetzen. Beides ist nicht erwünscht, da die gasförmigen Verbindungen nicht nur unangenehm riechen. Ab einer bestimmten Menge sind diese auch giftig und explosiv.
2. Die Abbauprodukte der außergewöhnlichen Getränkezugaben reduzieren die Lebensdauer der Kanäle, weil sie die Oberfläche der Betonrohre angreifen.
3. Gelangen die Getränke in die Kläranlage, kommen die gezielt für die Abwasserreinigung vorgehaltenen Mikroorganismen in Not. Der Klärprozess kann ins Stocken geraten, wenn zu viel Energie aus Zucker oder Alkohol zufließt und der Sauerstoff zum Abbau knapp wird.
„Wir belüften unsere Klärbecken gezielt mit Sauerstoff, doch das biologische System dort ist sehr sensibel“, veranschaulicht Markus Schäfer die Herausforderungen der komplexen Prozesse bei der Abwasserreinigung.
Das Angebot des EWL
Gastronomen, Getränkeherstellern und -händlern, die Ware entsorgen müssen, bietet der EWL eine kostenfreie Annahme während der Betriebszeiten der Kläranlage an. Die Mitarbeiter halten dort Behälter bereit, in die der Überschuss aus den Fässern gegeben werden kann. „Wir leiten die überständigen Getränke dann kontrolliert direkt in den Faulbehälter. Dort kommen die Mikroorganismen mit der außergewöhnlichen Zugabe zurecht und wir haben den Prozess besser im Auge“, erläutert der Experte das Vorgehen. Er bittet Mengen ab 50 Liter in die Kläranlage zu bringen. Um Planungssicherheit zu bekommen und die Annahme terminlich sicherzustellen, bittet der EWL um eine telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 06341 13-8680.