Landau wappnet sich gegen Klimaauswirkungen – EWL bezieht Bürger ein und koordiniert Vorsorgekonzept
LANDAU/PFALZ. Die umfangreichen Vorbereitungen sind abgeschlossen: Jetzt starten die Arbeiten für das örtliche Hochwasservorsorgekonzept, mit dem Landau künftig die Schäden für sich, seine Bürger und deren Hab und Gut durch die Auswirkungen von Hochwasser und Starkregenfällen minimieren will. „Wir werden die Bürger umfassend einbeziehen, denn diese kennen die Problembereiche bei Starkregenereignissen oder Überschwemmungen infolge von Flusshochwasser in ihrem Umfeld am besten“, erklärt Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron, Verwaltungsratsvorsitzender des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) bei einem gemeinsamen Termin. Mit dabei waren auch zwei Vertreter des Landes Rheinland-Pfalz: Christian Staudt, Abteilungsdirektor der SGD Süd und Birgit Heinz-Fischer vom Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz. Christian Staudt lobte die umfassende Herangehensweise, die die Fachabteilung des EWL gewählt hat. „Das ist vorbildlich. Damit stellt sich die Stadt Landau der Herausforderung durch die verstärkten Starkregenereignisse. Auch andere Kommunen können von Ihrer Arbeit und den Ideen aus Landau profitieren“, dankte er dem EWL-Vorstandsvorsitzenden Bernhard Eck und seinem Team. Dieser hatte sich nach den beiden Starkregenereignissen im Sommer 2018 im städtischen Umfeld stark gemacht für das gemeinsame Entwickeln von Maßnahmen mit allen verantwortlichen Stellen der Stadt Landau. Daraufhin hatte der Stadtrat dem EWL den Auftrag für eine Konzeptentwicklung erteilt. Birgit Heinz-Fischer bekräftigte: „Hochwasservorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe staatlicher, kommunaler und privater Akteure wie beispielsweise Grundstückseigentümer.“
Termine für und mit Bürgern
Von Anfang an war klar: Der Austausch mit den Bürgern ist ein elementarer Teil auf dem Weg zu Maßnahmen, die aus dem Projekt heraus entwickelt werden. „Es gibt sehr unterschiedliche Voraussetzungen in unserer Stadt und den Ortsteilen, deshalb haben wir 13 Bezirke für die Betrachtung gebildet“, schilderte Bernhard Eck den Ansatz. Diese orientieren sich unter anderem an der vorhandenen Siedlungs- und Infrastruktur sowie den Hochwassergefahrenkarten, die das Land zur Verfügung stellt. Für jeden der 13 Bezirke gibt es drei Termine, am 19. März geht es los: Ortsbegehungen mit Verantwortlichen des EWL, des Umweltamtes oder des Stadtbauamtes. Zusätzlich begleiten mit Michael Rosport und Fang Cheng zwei Experten der BIT Ingenieur AG das Konzept. Sie unterstützen zudem bei den beiden anschließenden Workshops in jedem Bezirk und fassen die Erkenntnisse daraus schließlich in einem Hochwasservorsorgekonzept zusammen. Das sehr aufwändige Verfahren der Bürgerbeteiligung mit insgesamt 39 Terminen hat zwei Ziele: Zum einen lassen sich so die Risikopotentiale in jedem Straßenzug durch langjährige Beobachtungen von Anwohnern erfassen. Zum anderen wird durch den Dialog vor Ort das Bewusstsein für die Gefahren im Zusammenhang mit Überschwemmungen geschärft. „Die Erderwärmung ist Fakt, auch in Landau. Und die unmittelbare Folge sind geballte Niederschläge, weil wärmere Luft schlicht mehr Wassermoleküle bindet“, ordnete Dr. Maximilian Ingenthron ein. Belege liefert unter anderem der Rückversicherer „Munich Re“, der in Westeuropa immer höhere Schäden durch Überschwemmungen regulieren muss.
Fachebenen und externe Stellen einbeziehen
Damit künftig Schäden durch Starkregen für Bürger minimiert werden, müssen nicht nur die Gefahrenabwehr, sondern auch der Katastrophenschutz und die Einsatzplanung beispielsweise von Feuerwehren nachgeschärft werden. Auch diese Punkte werden Teil des Vorsorgekonzeptes sein, zudem sind Fachinstanzen wie die Betreiber von Energienetzen, Trinkwasserversorger und die Verantwortlichen für die Verkehrsinfrastruktur buchstäblich mit im Boot. Auch die Landwirtschaftskammer und der Berufsstand der Landwirte und Winzer sind wichtig bei den Recherchen und der Entwicklung von präventiven Maßnahmen. Mit ihnen wird der EWL gemeinsam mit der Wasserwirtschaftsverwaltung eine gesonderte Veranstaltung durchführen. „Im Moment geht es um Zuhören und das Erfassen der Situation – die sich mit Blick auf die Häufung von geballten Niederschlägen weiter verschärfen kann“, unterstrich Bernhard Eck.
Viele Daten als Grundlage
Um die Erstellung des Vorsorgekonzeptes innerhalb eines Jahres zu ermöglichen, haben die Fachleute des EWL viel Vorarbeit geleistet. Von Niederschlagsdaten, Kanalplänen, Meldedaten zu Überschwemmungen, hydrologischen Daten aus dem Bereich der Queich und Erosionsdaten aus dem Landauer Umfeld mussten viele Informationen zusammengetragen werden. Nur so ließ sich die Situation auf der Gemarkung der Stadt Landau und seiner Ortsteile ein Stück weit greifen. „Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge sind komplexe Themenbereiche und von vielen Faktoren abhängig. Bei den anstehenden Herausforderungen ist es aber wichtig, den Blick möglichst vieler Akteure zu schärfen“, schloss Christian Staudt von der SGD Süd. Gut angelegt sieht er auch die Mittel, die die Landesregierung für die Konzepterstellung bereitstellt: Von den veranschlagten 77.000 Euro übernimmt das Land 90 Prozent.
„Die letzten Starkregenereignisse in Landau liegen rund anderthalb Jahre zurück. Das darf aber nicht dazu führen, dass der Handlungsdruck über die Zeit sinkt. Wir alle sind gehalten, uns jetzt zu engagieren. Deshalb appelliere ich an die Bürgerinnen und Bürger, sich in großer Zahl und aktiv in den Prozess einzubringen. Denn nur gemeinsam können und werden wir unser Ziel erreichen“, richtet Bürgermeister Dr. Ingenthron seine dringende Bitte an die Landauerinnen und Landauer, an der Erarbeitung des Vorsorgekonzeptes mitzuwirken.