Stadtwerke Weinheim rufen Kundschaft zur Mithilfe auf: „Wir wollen den Feldzug gegen Ukraine nicht mitfinanzieren“ – geringerer Gas- und Ölverbrauch hilft
WEINHEIM. „Wir bekommen aktuell viele Anfragen zur Versorgungssicherheit in Deutschland, was ich gut verstehen kann angesichts der russischen Aggression“, informiert Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim. Er ist erschüttert von den Geschehnissen in der Ukraine und sagt: „Jeder Beitrag zählt, der hilft, den Konflikt zu entschärfen.“ Energiesparen zum Beispiel hält er für eine Maßnahme, die gleich mehrere positive Aspekte hat: „Wir brauchen dann weniger Gas aus Russland, was den Angreifer schwächt. Gleichzeitig tragen wir damit dazu bei, unsere eigenen Reserven zu erhöhen“, erklärt er. Parallel dazu leiste Sparen einen Beitrag zum Klimaschutz, weil sich der CO2-Ausstoß verringere. „Und bei den Energiekosten macht sich ein geringerer Verbrauch auch bemerkbar“, fügt er an. Für ihn ist Energiesparen ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und Hilfe zur Selbsthilfe.
„Es ist nicht schwer, fünf Prozent des Energiebedarfs zu reduzieren“, erläutert Peter Krämer und fügt an: „Wer seine Raumtemperatur zum Beispiel nur um ein Grad Celsius absenkt, spart bereits rund sechs Prozent Energie – egal ob Gas, Strom oder Öl. Es gebe aber auch noch andere Möglichkeiten, meint er. Auch weniger Duschen und nicht Baden hilft, Energie für die Warmwasserbereitung zu sparen. Manch Erdgasheizer kann vielleicht vorübergehend auch auf andere Energieträger ausweichen: Der eine oder andere verfügt vielleicht über einen Holzofen, der bisher nur gelegentlich genutzt wurde. Dieser kann wenigstens vorübergehend zur Hauptwärmequelle werden. Auch Klimageräte mit Kühl- und Heizfunktion können genutzt werden, um so den Verbrauch von Erdgas oder Öl zu reduzieren.
“Deutschland kann zumindest mittelfristig nicht ganz auf russische Importe verzichten – vor allem wegen seiner geopolitischen Lage und den begrenzten Kapazitäten Norwegens und der Niederlande. Aber wir können miteinander daran arbeiten, den Anteil so weit wie möglich zu drücken“, erklärt Peter Krämer. Der Konflikt zwischen Russland und Ukraine habe noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig die Energiewende sei, resümiert er und ergänzt: „Wir müssen schneller unabhängig von Energieimporten werden. Dafür müssen aber zum Beispiel auch Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden; daran arbeite das Wirtschaftsministerium ja auch bereits.“ Die Stadtwerke Weinheim engagieren sich schon seit vielen Jahren für eine ganzheitliche Energiewende mit zahlreichen Aktivitäten und Leistungen. Wesentliche Module sind der Ausbau der Fernwärmeversorgung und Investitionen in die eigene Ökostromerzeugung.
Der Stadtwerke-Geschäftsführer betont jedoch auch, dass Deutschland und die Nachbarländer alles tun, um die Versorgung mit Energie für Haushalte und wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser auch im Extremfall sicherstellen zu können. Dafür gebe es deutsche und europäische Sicherheitsmechanismen, unter anderem auch Abschaltpläne für energieintensive Betriebe. Er hofft aber inständig, dass der Konflikt auf diplomatischer Ebene schnell entschärft werden kann, um vor allem das Leid der Zivilbevölkerung zu beenden.