Stadtwerke Weinheim erwirtschaften Plus von 2,8 Millionen Euro – in Trinkwasserversorgung investiert– warmer Winter senkt Wärmeabsatz
WEINHEIM. Die Stadtwerke Weinheim haben den Erfolg des Vorjahres wiederholen können: Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschafteten die rund 140 Mitarbeiter des Unternehmens einen Gewinn von 2,8 Millionen Euro. „Wir liegen damit nur knapp unter dem Ergebnis des Vorjahres, was angesichts der Rahmenbedingungen sehr erfreulich ist“, erklärt Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim, bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag (1. August). Er führt aus, dass die fortschreitende Energiewende immense Investitionen in Technik und Digitalisierung bedinge und auch die Vorgaben des Gesetzgebers hohe Kosten verursachen würden. Des Weiteren verschärfe sich der Wettbewerb weiter. Zudem sinke der kundenspezifische Verbrauch durch steigendes Umweltbewusstsein und höhere Energieeffizienz von Gebäuden und Geräten. Letztere Entwicklung spiegelt sich auch an den Zahlen des Unternehmens: So sank die Absatzmenge von Strom um 3,7 Prozent auf 120.772 Megawattstunden und die von Gas um 6,5 Prozent auf 263.807 Megawattstunden. Gesunken ist auch der Wärmeabsatz, und zwar um 8 Prozent auf 16.454 Megawattstunden. „Die milde Witterung im vergangenen Geschäftsjahr verstärkte diesen Effekt“, informiert Peter Krämer. Zugenommen hat dagegen der Bedarf an Trinkwasser um 3,9 Prozent, und das Hallenbad Hawei zählte 107.080 Gäste, das sind 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr und somit wieder neuer Rekord.
„Dass wir im Wettbewerb gut dastehen und stabile Ergebnisse erzielen, schreibe ich vor allem unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu. Sie sind engagiert, kompetent, arbeiten teamorientiert und handeln wirtschaftlich. Dabei stehen bei ihnen unsere Kunden und ein guter Service immer im Mittelpunkt“, lobt Peter Krämer seine Belegschaft. Als größte Herausforderung für die Zukunft sieht er die Sicherung an Fachkräften. „Wir brauchen hochkompetentes Personal für die Gestaltung der Energiewende und den damit verbundenen Umbau der Energieversorgung“, betont er und fügt an: „Dafür bieten wir spannende Aufgaben und einen sicheren Arbeitsplatz mit hervorragenden Aufstiegschancen in einem sehr netten Team.“ Die Stadtwerke Weinheim investieren neben der eigenen Ausbildung junger Menschen intensiv in die Fort- und Weiterbildung ihrer Leute. Im Geschäftsjahr 2018 waren das allein 136.000 Euro, mehr als das Doppelte des Vorjahres. Auch ist das Unternehmen im Ausbildungsbündnis „Zweiburgentalente“ aktiv.
Die Demografie mache aber nicht nur den Stadtwerken, sondern allen Branchen zu schaffen, fasst er die Situation zusammen. „Bei den Stadtwerken Weinheim haben wir bereits frühzeitig auf diese Herausforderung reagiert durch gezielte Ausbildung und Einstellungen“, fügt Peter Krämer an.
Eine Million für die Stadtkasse
Vom Gewinn führen die Stadtwerke Weinheim 300.000 Euro den Rücklagen zu, den Rest schütten sie an ihre Gesellschafter aus: An die Stadt Weinheim werden 1,0 Millionen Euro ausbezahlt, an die EnBW Kommunale Beteiligungen GmbH 1,4 Millionen Euro und an die Gemeinde Gorxheimertal 0,04 Millionen Euro. „Bei der Stadt Weinheim sind die Verluste des Hallenbades und des Busunternehmens Webu im steuerlichen Querverbund berücksichtigt“, führt Peter Krämer aus. Nachdem die Webu zum Jahresende 2018 den Betrieb der Buslinien eingestellt hat, lösen die Stadtwerke die Gesellschaft auf.
Sichere Trinkwasserversorgung
Investiert haben die Stadtwerke im Berichtsjahr insgesamt 4,3 Millionen Euro. Einen Großteil davon gaben sie für die Sanierung ihres Trinkwassernetzes und die Redundanz der Versorgung aus: Für Letzteres verlegten sie eine zweite Hauptleitung von Hemsbach über Sulzbach nach Weinheim. Die Anbindung Sulzbach erfolgte im Juli 2018, die an Weinheim wird im kommenden Jahr fertig sein.
Starke Vertriebstochter
Äußerst positiv gemacht hat sich die Vertriebstochter Urbania, besser bekannt unter der Marke „meine StadtEnergie“. Diese hat sich als regionale Alternative am Markt etabliert.
Die Anzahl der Kunden ist im Geschäftsjahr 2018 um 24,2 Prozent gewachsen. Der Umsatz ist um 1,7 Millionen Euro auf 7,7 Millionen Euro gestiegen. Der Stromabsatz stieg um 49,7 Prozent und macht bereits 28 Prozent der verkauften Gesamtmenge der Stadtwerke Weinheim aus. Bei Gas betrug der Anteil an der Gesamtmenge 19 Prozent.
Planmäßig entwickelten sich die Beteiligungen an der Komko Wind GmbH und am Solarpark Königsbronn GmbH.
Schwierige Jonglage
Die Stadtwerke Weinheim sind strukturell, personell und finanziell nach wie vor gut aufgestellt. Die Anforderungen werden jedoch zunehmend komplexer. „Wir müssen immer mehr und schwerere Bälle auf kleinerem Fundament jonglieren, um ein Bild aus der Artistik zu bemühen“, beschreibt Peter Krämer die Situation. Die Herausforderungen würden mit zunehmendem Fortschritt der Energiewende größer, meint er, weil das Ausmaß für die Netze und Versorger von der Politik nur teilweise wahrgenommen wird. So finde die Energiewende neben den Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd, auch oder gerade auf der Ebene der Verteilnetze der Kommunen statt. Allein in Weinheim speisen 1.100 Photovoltaikanlagen ihren Strom ins Netz ein. Zusätzlich sollen noch Elektroladestationen und immer mehr Wärmepumpen in das zunehmend aufwendigere Netzmanagement integriert werden. Um die Dekarbonisierung und Dezentralisierung der Energieversorgung stemmen zu können, sei dazu eine hochgradige Digitalisierung mit entsprechend sicheren Datenschutzsystemen erforderlich, betont Peter Krämer. In Deutschland allerdings hinke man ja schon mit dem Ausbau des schnellen Internets hinterher.
Zähler mit Datenaustausch
Die Einführung von modernen und intelligenten Messsystemen belastet das Ergebnis der Stadtwerke Weinheim im Berichtsjahr mit rund 200.000 Euro. „Die festgelegten Preisobergrenzen der Regulierungsbehörden reichen nicht aus, um die Kosten zu decken“, erklärt Peter Krämer. Mit dem Einbau von intelligenten Messsystemen müssen die Stadtwerke Weinheim als sogenannter grundzuständiger Messstellenbetreiber noch warten, weil die sogenannten „Gateways“ nicht zur Verfügung stehen. Von den einfachen digitalen Zählern – den modernen Messeinrichtungen – haben die Stadtwerke in Berichtsjahr 2.000 installiert, im laufenden Geschäftsjahr werden weitere 3.000 Zähler gewechselt. Der Zählertausch muss nach den Vorgaben des Gesetzgebers bis 2032 abgeschlossen sein. Welche Messeinrichtung Kunden bekommen, hängt primär von ihrem Jahresverbrauch ab. Intelligente Messsysteme sind ein wesentliches Modul für das Gelingen der Energiewende, weil darüber die Energieströme gesteuert werden können.
Klimafreundliche Wärme im Vormarsch
Für Peter Krämer bleibt hocheffiziente Wärme aus Blockheizkraftwerken oder klimaneutralen Heizwerken ein wichtiger Baustein für die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen. „Klimaschutz ist für die künftige Lebensqualität essenziell“, betont er. In Weinheim ist die Aufsiedelung in Lützelsachsen Ebene weitgehend abgeschlossen, auch die Wärmeversorgung Rippenweier stößt an ihre Kapazitätsgrenze. Im Wachstum befinden sich dagegen das Wärmenetz „Unter den Burgen“ und das des Technologie-Parks Weinheim.