Erweiterung ist Ergebnis des von endura kommunal erstellten Quartierskonzeptes.
Die Stadt Altensteig im Nordschwarzwald geht einen weiteren Schritt hin zu einer regenerativen Wärmeversorgung und baut ihr Wärmenetz aus. Elf Gebäude werden künftig von den Stadtwerken klimafreundlicher beheizt und mit Warmwasser versorgt. Effiziente Blockheizkraftwerke, eine thermische Solaranlage und eine Wärmepumpe liefern die Wärme. Das Land Baden-Württemberg fördert die Erweiterung mit 66.500 Euro, wie das Umweltministerium Ende April 2018 bekannt gegeben hat. Die Gelder stammen aus dem Landesförderprogramm „Energieeffiziente Wärmenetze“. Die neu zu verlegende Wärmenetztrasse hat eine Länge von 460 Metern. Die Bauarbeiten beginnen im Jahr 2019. Den Grundstein für die Erweiterung des Wärmenetzes leg-te ein Quartierkonzept der Fachleute von endura kommunal für die Innenstadt. Die Experten führten auch eine Umfrage unter den Gebäudeeigentümern durch, ob sie Interesse an einem Nahwärmeanschluss haben.
Überall dort, wo der Wärmeverbrauch in Deutschland effizienter gestaltet werden soll, bieten sich Nah- und Fernwärmenetze an. Sie sind offen für erneuerbare Energien, effiziente Kraft-Wärme-Kopplung und Abwärme. Hauseigentümer und Kommunen profitieren ebenfalls: Wer an ein Wärmenetz angeschlossen ist, muss sich nicht mehr um die Heizungsanlage kümmern, hat mehr Platz im Keller, ist unabhängiger von Preissteigerungen und hat bei richtiger Planung geringere Heizkosten. In Gebieten mit Wärmenetzen verbleiben die Ausgaben für die Wärmebereitstellung meist in der Region, die Kunden binden sich langfristig an den Energieversorger.
Wärmenetze mit Erneuerbaren speisen
Im Landkreis Calw wird die klimafreundliche Technologie jetzt weiter vorangetrieben: Die Stadtwerke Altensteig, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, betreiben seit über 30 Jahren im Ort ein Wärmenetz. Damit gehören sie zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Kern des Wärmenetzes sind öffentliche Gebäude wie das Rathaus und die Musikschule. Die Heizzentrale ist in der Hohenbergschule untergebracht. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit drei Gasmotoren erzeugt die Wärme sehr effizient. Der Wirkungsgrad des BHKW beträgt über 90 Prozent. Zu der Anlage gehören drei Pufferspeicher mit einem Speichervolumen von 300.000 Litern Heizwasser.
Seit kurzem werden auch erneuerbare Energien in das Wärmenetz eingespeist: 2016 kamen eine thermische Solaranlage mit 400 Quadratmetern Kollektorfläche auf dem Dach der Hohenbergschule und eine elektrische Großwärmepumpe hinzu. Nun vergrößert sich das „grüne“ Wärmenetz auf elf Wohngebäude am Fluss Nagold. Im Zuge des Umbaus der Poststraße im Sanierungsgebiet „Untere Stadt“ werden im Jahr 2019 die Leitungen für das Wärmenetz verlegt.
Klimaschutz auf kommunaler Ebene
Die Stadt zeigt seit Jahren erfolgreich, wie Klimaschutz auf kommunaler Ebene vorangetrieben werden kann. Die Stadtoberen und die Bürgerschaft setzen sich aktiv für den Ausbau erneuerbarer Energien ein. Aktuell betreiben die Stadtwerke sechs Wasserkraftanlagen sowie 14 Photovoltaikanlagen in Altensteig. Zusammen mit endura kommunal aus Freiburg erarbeitete die Stadt ein Klimaschutzkonzept. Zur Umsetzung des Konzepts beteiligt sich die Kommune seit 2014 am Zertifizierungsverfahren European Energy Award (eea), fachlich begleitet von den Breisgauer Fachleuten. 2015 ließ sie zudem ein Quartierskonzept für die Innenstadt „Untere Stadt“ erstellen. Auch hier waren die Experten von endura kommunal für die Stadt tätig.
Attraktive Lösung für die Wärmeversorgung
Im Rahmen des Quartierkonzeptes befragte endura kommunal die Gebäudeeigentümer in der Altstadt zu dem Alter ihrer Heizungen und zu ihrem Interesse an einem Wärmeanschluss. Ergebnis: Die Heizung von rund einem Drittel der Eigentümer ist über 20 Jahre alt. Laut EnEV müssen Heizungen ausgetauscht werden, sobald sie 30 Jahre alt sind. Hinzu kommt die Landesvorgabe des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWärmeG), dass bei einem Austausch der Heizung 15 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden müssen, was sich bei Altbauten und in einer denkmalgeschützten Altstadt oft schwierig gestaltet. Als Erfüllungsmöglichkeit für das EWärmeG wird auch der Anschluss an ein Nahwärmenetz anerkannt.
Im Quartier und insbesondere entlang der Poststraße stieß die Idee eines Nahwärmeanschlusses daher auf großes Interesse; eine Erweiterung des Wärmenetzes war damit wirtschaftlich sinnvoll. Auf Betreiben von Günther Garbe, Technischer Leiter der Stadtwerke Altensteig, stellten die Verantwortlichen einen Förderantrag an das Land, um das Nahwärmnetz erweitern zu können. Mit Erfolg: Exakt 66.524,87 Euro gibt das Land nun hinzu. Somit kann die Stadt Altensteig ihrer Bürgerschaft mit der Nahwärme eine einfache, klimafreundliche und wirtschaftliche Lösung für ihre Wärmeversorgung anbieten.