Aushub für Erdwärme in Bad Nauheim Süd beginnt – größtes Projekt seiner Art in Deutschland – erste Bauherren sichern sich Stadtwerke-Paket
Bad Nauheim. Seit vergangener Woche herrscht reges Treiben auch außerhalb des Neubaugebiets im Süden Bad Nauheims. 470 Meter Bauzaun grenzen die Fläche ein, auf der bis zum Sommer ein Leuchtturmprojekt für die Wärmewende entsteht: Die Stadtwerke Bad Nauheim errichten auf einer Fläche von 11.200 Quadratmetern das größte Kollektorfeld Deutschlands für Kalte Nahwärme. Mit ihrer Hilfe werden die Gebäude in Bad Nauheim Süd effizient und ökologisch beheizt – und im Sommer gekühlt. Weil die Rohrleitungen in einer Tiefe von 1,50 und 3 Metern liegen, kann der Landwirt das Feld auch weiterhin bewirtschaften. „Wir zeigen in Bad Nauheim Süd beispielhaft, wie Wohnkomfort, Klimaschutz und Digitalisierung ineinandergreifen. Hier entsteht das modernste Wohnviertel Bad Nauheims“, sagt Peter Drausnigg, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim. Herzstück dieses modernen Quartiers wird die Technikzentrale sein. Auch sie wird noch in diesem Jahr am Rande des Kollektorfelds fertiggestellt. Von ihr aus werden das Kollektorfeld, aber auch die Wärmepumpen in den Häusern sowie weitere digitale Dienstleistungen gesteuert. „Wir nutzen unser Glasfasernetz für die Kommunikation. Und Bauherren können von Smart-Home-Anwendungen der Stadtwerke profitieren“, erläutert er.
Bauherren greifen zu
Parallel erschließen die Stadtwerke Bad Nauheim das Baugebiet mit Versorgungsleitungen: Die Mitarbeiter verlegen Strom-, Glasfaser-, Wärmeleitungen sowie Trinkwasser- und Abwasserrohre, letztere im Auftrag der Stadt. Etwa ein Drittel ist bereits verlegt, der zweite Bauabschnitt läuft. Seit wenigen Tagen ist auch das Rundum-sorglos-Paket für Bauherren von den Stadtwerken auf dem Markt: Wärme- und Kälteversorgung mit hohem Klimaschutzfaktor, Glasfaser-Verbindung für Internet, TV und Telefon sowie weitere Service-Module, etwa Wärmespeicher, PV-Anlage oder Wallbox fürs E-Fahrzeug. „Die Resonanz ist sehr positiv, weil es uns gelungen ist, ein Paket zu schnüren, das in seinem Leistungsumfang und in seiner Wirtschaftlichkeit für Bauherren günstiger ist als konventionelle Lösungen. Damit können wir punkten“, ist sich Peter Drausnigg sicher. Im Vergleich zur herkömmlichen Energieversorgung wird mit den Stadtwerken im neuen Viertel klimaneutral geheizt: „Dadurch ersparen wir dem Klima bis zu 750 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr – das entspricht der dreifachen Fläche des Bad Nauheimer Stadtwaldes“, ordnet er ein.
Platzsparend und umsichtig
Die Bauarbeiten am Kollektorfeld gehen indes in enger Absprache mit den zuständigen Behörden vonstatten: „Das Genehmigungsverfahren war für uns absolutes Neuland, schließlich beschäftigt man sich als Stadtwerk nicht alle Tage mit Bergbaurecht“, sagt Sebastian Böck, der das Projekt beim kommunalen Unternehmen leitet. Unterstützung habe man durch erfahrene Projektierer erhalten, die ähnliche Projekte – wenngleich auch deutlich kleiner – bereits realisiert haben. Insgesamt müssen in den nächsten Monaten 35.000 Kubikmeter Erde bewegt werden. „In drei Etappen werden wir ausheben, die sogenannten Boden-Klima-Tauscher einsetzen und wieder zuschütten. Den Mutterboden lagern wir dann direkt auf dem Feld zwischen“, erklärt er. Am Ende werden etwa 13 Kilometer Rohrleitung verlegt sein – rechnet man das Feld, die 800 Meter von der Technikzentrale ins Baugebiet und die dortigen Leitungen mit ein.