Hohe Akzeptanz von Windenergie- und Solaranlagen im unmittelbaren Wohnumfeld
Rund zwei Drittel im Land wollen mehr Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie erneuerbare Heizungen
Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg unterstützt, dass das Bundesland bis 2040 klimaneutral werden will. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Plattform EE BW. Mehr als zwei Drittel wünschen sich einen stärkeren Ausbau der Photovoltaik und Solarthermie. Fast zwei Drittel schätzen die Ausbaunotwendigkeit für Windenergie und gut die Hälfte für Wasserkraft als hoch ein. Interessant auch: Die meisten befürworten Windenergie- und Solaranlagen im unmittelbaren Wohnumfeld. In der Online-Panelbefragung wurden Ende Juli 1.002 Personen befragt.
„Die starke Unterstützung der Bevölkerung und die Akzeptanz für Windenergie- und Solaranlagen auch im direkten Umfeld ist erfreulich“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform EE BW. „Diese Ergebnisse sollten Regionen und Kommunen ermutigen, die Planungs- und Genehmigungsverfahren offensiver voranzutreiben. Beim Ausbau vor Ort braucht es mehr Tatkraft. Insbesondere angesichts der überwältigenden Mehrheit für die Erneuerbaren Energien gilt es, sich nicht von Widerständen und lautstarken Minderheiten einschüchtern zu lassen.“
Dass Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral sein will und die Strom- und Wärmeversorgung bis dahin zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen soll, finden 71 Prozent der Befragten gut. 17 Prozent können dies nicht einschätzen. Nur 12 Prozent lehnen dies ab. Bei der Frage, ob die Ziele des Landes zu erreichen sind, antworten nur 26 Prozent mit ja, knapp die Hälfte, 47 Prozent, denken dies nicht. 27 Prozent können es nicht einschätzen.
Photovoltaik am beliebtesten, nur 24 Prozent haben gegen die Windkraft Bedenken
Bei den Zugpferden der erneuerbaren Stromerzeugung, Solarenergie, Windenergie und Wasserkraft, wünscht sich die Mehrheit einen Ausbau: Auf Platz 1 der Beliebtheitsskala steht die Photovoltaik, 71 Prozent wollen mehr Solarstromanlagen. Bei solarthermischen Anlagen, sie erzeugen Heizwärme und Warmwasser für Gebäude und Wärmenetze, plädieren 69 Prozent für einen Zuwachs. Auch bei der Windenergie steht eine starke Mehrheit pro Windkraft im Südwesten: 62 Prozent unterstützen einen Ausbau ausdrücklich. Nur 24 Prozent wollen die Zahl der Anlagen auf dem aktuellen Stand belassen (15 Prozent) oder verringern (9 Prozent). Bei der Wasserkraft befürworten 52 Prozent einen Ausbau.
Auch in der unmittelbaren Umgebung stören erneuerbare Energien nicht
Die allgemeine Unterstützung für die Erneuerbaren ist also groß. Doch wie sieht es vor der eigenen Haustüre, im unmittelbaren Wohnumfeld, aus? Das etwas überraschende Ergebnis: Auch hier sind die Vorbehalte gegen Solar und Wind gering. Bei Solaranlagen auf dem Dach haben 85 Prozent keine oder nur geringe Bedenken. Bei Solarparks sind es 76 Prozent, ebenso bei der Wasserkraft. Rund zwei Drittel, 64 Prozent der Befragten, haben keine oder weniger große Vorbehalte gegen die Windenergie in der Umgebung. Auch bei Geothermie- und Erdwärmeanlagen (59 Prozent), Biogasanlagen (55 Prozent) und größeren Heizwerken, etwa mit Holzhackschnitzeln, (55 Prozent) haben die meisten Leute keine Bedenken, wenn sie sich in der Nähe befinden.
Viele wollen auch selbst umsteigen
Die Energiewende selbst mit vorantreiben will auch eine große Anzahl, auch wenn die Zahlen hier nicht so deutlich sind: Mehr als die Hälfte der Südwestdeutschen bezieht bereits jetzt Ökostrom (43 Prozent) oder hat dies in den nächsten zwei Jahren vor (13 Prozent). Immerhin wollen 41 Prozent der Gebäudeeigentümer in den nächsten zwei Jahren eine Photovoltaikanlage installieren oder haben schon eine (19 und 22 Prozent). 32 Prozent haben dies vielleicht vor.
Die alte Heizung gegen eine Ökoheizung austauschen, etwa eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung, oder sie für erneuerbare Energien optimieren möchten 40 Prozent; 21 Prozent haben dies bereits oder sind dabei, 19 Prozent wollen dies in den nächsten 24 Monaten tun. 28 Prozent haben dies vielleicht vor. Den Anschluss an ein Wärmenetz nutzen oder erwägen 16 Prozent. 8 Prozent sind bereits dabei, weitere 8 wollen dies in der nächsten Zukunft, 30 Prozent haben es eventuell vor.
Die Gründe für die Zurückhaltung: Für 50 Prozent sind die Investitionskosten für eine Anlage zu hoch, 37 Prozent finden die Beantragung von Fördermitteln zu kompliziert. Die Verfügbarkeit von Fachkräften und Material sieht fast jeder Dritte als zentrales Hemmnis. Franz Pöter rät in diesen Punkten zu mehr Zuversicht. „Öl- und Gasheizungen verursachen angesichts der rasant gestiegenen Energiekosten in der Regel deutlich höhere Gesamtkosten, ganz zu schweigen von deren schlechten Klimabilanz. Wer Kosten senken und Klimaschutz voranbringen möchte, kommt um eine erneuerbare Heizung nicht herum. Die Förderung vom Staat liegt bei bis zu 45 Prozent, die Beantragung müssen Fachleute übernehmen. Und auf die Handwerker wartet man notfalls ein dreiviertel Jahr – das ist immer noch besser, als gar nichts zu tun.“